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Simchat Tora

Simchat Torah (hebr. שִׂמְחַת תּוֹרָה, deutsch „Freude der Torah“, d. h. des Gesetzes) ist der letzte der jüdischen Feiertage, die mit dem Laubhüttenfest(Sukkot) beginnen. In orthodoxen und konservativen Gemeinden der Diaspora wird er als zweiter Tag des Schemini Azeret-Festes am 23., in Israel und in gewissen Reformgemeinden, wo dieses Fest nur einen Tag dauert, gleichzeitig mit Schemini Azeret am 22. Tischri, dem siebten Monat desjüdischen Kalenders, im September oder Oktober gefeiert. Simchat Torah erfreut sich auch bei weniger religiösen Juden, vor allem bei Familien mit Kindern, großer Beliebtheit.

Simchat Torah als eigenständiger Feiertag entstand im Mittelalter, in der Zeit der Gaonim, als sich der jährliche Zyklus für die Vorlesung der Torah durchsetzte. Die Gebräuche, nach denen der Feiertag begangen wird, haben sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und unterscheiden sich je nach Ort und Ausrichtung der Gemeinde teilweise erheblich.

Seit dem 14. Jahrhundert wird an diesem Festtag die Vorlesung der Torah, der fünf Bücher Moses, in der Synagoge mit dem letzten Abschnitt des fünften Buches beendet und sogleich wieder mit dem ersten Abschnitt des ersten Buches von neuem begonnen. Im 16. Jahrhundert wurde es üblich, am Abend des Festes alle Torahrollen aus dem Torahschrank zu nehmen und in einer Prozession um das Lesepult zu tragen. Heute werden die Torahrollen von den Anwesenden in sieben Umzügen, Hakafot genannt, um das Lesepult und durch die Synagoge getragen. In besonders religiösen Gemeinden wird dazu getanzt und gesungen, und die Hakafot dauern entsprechend lange. In einigen Gemeinden wird bereits am Abend aus der Torah vorgelesen.

Während des Vormittagsgottesdienstes werden die Hakafot vor der Torahlesung wiederholt. In vielen Gemeinden werden an diesem Tag alle anwesenden erwachsenen Männer, in Reformgemeinden auch Frauen, zur Torah aufgerufen, wobei der entsprechende Torahabschnitt so oft wie erforderlich wiederholt wird, und zum Abschluss werden die Kinder gemeinsam aufgerufen. In den meisten Gemeinden ist es üblich, zwei Gemeindemitglieder, mancherorts nur eines, mit dem Aufruf zum letzten und zum ersten Abschnitt der Torah besonders zu ehren. Erstere werden als Chatan oder Kallat Tora (Bräutigam oder Braut der Tora (Gesetz)), letztere alsChatan oder Kallat Bereschit (Bräutigam oder Braut des Anfangs (Genesis)) bezeichnet. Von ihnen wird erwartet, dass sie nach dem Gottesdienst zu einem Empfang einladen und Geld für wohltätige Zwecke der Gemeinde spenden.

Für die Kinder ist Simchat Torah ein besonderer Festtag, an dem sie an den Prozessionen teilnehmen, nach aschkenasischem Brauch mit speziellen Fähnchen, und mit Früchten und Süssigkeiten beschenkt werden.