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Schawuot

Schavuoth, das Wochenfest, ist das zweite der drei Wallfahrtsfeste, an dem die Menschen zur Zeit des Tempels in Jeruschalajim dorthin pilgerten um die erste Ernte zu opfern. Während an Pessach die erste Gerstenernte und an Sukkoth die erste Früchteernte dargebracht wurde, handelte es sich an Schavuoth um die erste Weizenernte, die in Form zweier Brote als neue Gabe mittels einer schwingenden Gebärde hingegeben wurde. So ist denn der andere Name des Festes Yom haBikkurim, der Tag der Erstlinge, auch Yom haOatzir, der Tag des Getreideschnittes. Zwischen Pessach und Schavuoth werden 7 x 7 Tage, also 7 Wochen gezählt, woher der Name Wochenfest stammt.

Nach Rabbi Chayim Ben Atar kann man den Namen statt Schavuoth auch Schevuoth lesen, - das Fest der Schwüre, die G'tt und Israel einander taten, als sie sich zueinander verpflichteten. Sieben Wochen waren vergangen seitdem G'tt Israel, das aus den Nachkommen der 12 Söhne Yaakovs entstandene Volk, aus Ägypten, dem Zustand tiefster -Erniedrigung, in die Freiheit geführt hatte. Er hatte Israel zu sich an den Berg Sinai herangeführt um ihm die Torah, G'ttes Weisung und Gesetz zu geben. Allen Völkern hatte Er sie angeboten, - nachdem jene aber gehört hatten, was ihr Inhalt ist, hatten sie sie abgelehnt. Als G'tt Israel nun den Bund antrug sprach es "Wir werden tun und werden hören", zeigte sich bereit zu tun, noch bevor es gehört hatte. So offenbarte G'tt Israel am Berg Sinai die Torah, am 50. Tag nach Pessach, weshalb wir diesen Tag auch Zman Mattan Torah, Zeit der Torahgebung, nennen.

So, wie sich Israel damals vorbereitete und reinigte um würdig zu sein für das große Geschenk, so bereiten auch wir uns auf diesen Tag vor, an dem wir des Empfangs der Torah gedenken, und reinigen uns in der Miqwe, dem Tauchbad. Milch und Honig sind die Speisen der Reinheit, die im Hohen Lied an der Braut in der Hochzeitsnacht besungen wird. So sind dies auch unsere Speisen am Vorabend dieses Tages. Rabbi Schimschon von Ostropol wies darauf hin, daß das hebräische Wort für Milch, Chalav, den gleichen Zahlenwert hat wie die 40 Tage, die Mosche für den Empfang der Torah auf dem Berg Sinai verbrachte. Wer es vermag, wacht in dieser Nacht und liest in der Offenbarung G'ttes, üblicherweise nach einer Tiqqun Leyl Schavuoth genannten Ordnung, die alle Teile der Bibel umfasst. Wie bei der Hochzeit schmücken wir an diesem Tag die Synagoge mit Grün. Einige schmücken den erhöhten Platz vor dem Torahschrein mit Bäumchen da es heißt, daß G'tt an Schavuoth das Urteil über die Baumfrüchte fällt. Andere schmücken die Torahrollen mit Rosen, denn so wie der König in der Legende um einer Rose willen den mit Unkraut überwucherten Garten zu retten bereit war, so wird gesagt, daß um der Torah willen die ganze Welt gerettet wird. Schavuoth, das eigentlich nur einen Tag dauert und nur außerhalb des Landes Israel zwei Tage lang gefeiert wird, wird in seiner zeitlichen Beziehung zu Pessach als dessen 8. Tag angesehen und deshalb auch Atzereth, Abschlusstag, genannt. Es soll damit angedeutet werden, daß das Heilsgeschehen, das mit Pessach begann, an Schavuoth mit der Offenbarung der Torah an Israel sein vorläufiges Ziel erreicht hat. Es zeigte sich aber, daß Israel zwar bereit war die Torah zu empfangen und auf sich zu nehmen, daß diese Aufgabe das Vermögen des Volkes zunächst jedoch noch erheblich überforderte. Die kurze Zeit seit dem Auszug aus Ägypten hatte zur Erstarkung und Reifung des Volkes noch nicht genügt. Zwischen Erhalten der Torah und ihrer Erfüllung liegt noch ein großer, beschwerlicher Weg. Diesen Weg hin zur Erfüllung der Torah ging Israel seither, getreulich an ihr festhaltend, gedenkend des Auftrags G'ttes.

Der Weg dahin aber ist voller Gefahren und Erschwernisse und schwerer Prüfungen, und erst dann, wenn die Zeit des Einsammelns der Früchte gekommen ist (Sukkot), schließt sich ein erneutes Abschlussfest an, Chag Schemini haAtzereth, an dem wir dann die Erfüllung der Torah in voller Freude werden feiern dürfen. Dann werden wir aus Freude über die Torah (Simchath Torah) mit ihr jubeln und tanzen.

Während bis zur Offenbarung der Torah nur die 7 Gebote galten, die G'tt Noach nach der Sintflut gegeben hatte, empfingen wir mit der Torah 606 weitere Gebote und Verbote für unseren weiteren Weg. 606 entspricht dem Zahlenwert der Buchstaben, mit denen im Hebräischen der Name Ruth geschrieben wird. An Schavuoth lesen wir die Geschichte von Ruth, der Moabiterin, die um der Nächstenliebe willen alles hinter sich ließ und Mühe und Leid auf sich nahm, und die erhöht wurde die Stammmutter Davids zu werden, aus dessen Haus der Gesalbte G'ttes, der Maschiach, am Tag der Erfüllung der Torah kommen wird.